Ich mag Menschen nicht. Nicht ihr Wesen. Aber das, was die Gesellschaft aus ihnen macht. In diesem scheinbar „natürlichen“ sozialen Umfeld, wo Lächeln, Höflichkeit und Interesse erwartet werden – ohne dass es wirklich ehrlich gemeint ist – verliere ich mich. Ich kann es nicht ausstehen. Die Verstellung, die Falschheit, die einstudierten Phrasen, Gesten, Rollen. Die Menschen werden zu Masken. Und meine Seele zieht sich dabei zusammen.
Immer wenn ich Teil eines solchen Rahmens bin, fühle ich, dass ich meine Zeit verschwende. Nicht wegen der anderen – sondern meinetwegen. Weil ich weiß, dass das, was gerade passiert, nicht echt ist. Und wenn etwas nicht echt ist, hat es keinen Sinn. Und wenn es keinen Sinn hat, will ich nicht dabei sein. Ich will nicht dazugehören.
Deshalb mache ich diese Ausstellung.
Die Ausstellung VOAYER ist für mich ein Aufschrei in eine echte Welt – eine Welt, in der man nicht nur nackt, sondern vor allem ehrlich sein darf. Nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Wo man nichts vorspielen, nichts verstecken, nichts beweisen muss. Man ist einfach da. Nackt. In der Wahrheit. In völliger Verletzlichkeit.
Hier spielt für einen Moment niemand eine Rolle. Jeder will die Zeit bewusst erleben – so authentisch wie möglich und im Einklang mit seinem wahren Selbst.
Denk nur an den Alltag. Der Kaffee am Morgen mit einem „Wie geht’s?“, ohne die Antwort wirklich hören zu wollen. Der belanglose Small Talk im Aufzug. Ein gezwungenes „Guten Morgen“ im Büro, obwohl du eigentlich mit niemandem reden willst. Lächeln für Menschen, denen du am liebsten die Wahrheit ins Gesicht sagen würdest. Reaktionen, Haltungen, Haltungen, Reaktionen… alles nach dem Handbuch der gesellschaftlichen Akzeptanz. Nichts davon ist echt. Und alle wissen es. Aber alle haben gelernt, so zu überleben.
Und schlimmer noch – wir machen das auch zuhause. Auch vor unseren Partnern sind wir oft nicht ehrlich. Gerade in dem, was am tiefsten in uns steckt. Unsere Sexualität. Das, was uns anzieht, erfüllt, erregt, beruhigt, abstößt oder ängstigt. Genau das ist der Kern unserer innersten Gedanken. Und Gedanken sind das Fundament unserer Realität.
In der Ausstellung VOAYER ist es völlig sinnlos, so zu tun, als wärst du jemand, der du nicht bist. Entweder du zeigst dich – oder nicht. Und wenn du dich zeigst, passiert etwas Besonderes. Etwas, das die Gesellschaft längst vergessen hat. Du fühlst. Nicht nur du, sondern auch die, die dich anschauen. Plötzlich ist alles echt. Jeder Blick, jede Stille, jede Bewegung. Es gibt keinen Raum für Lügen.
Diese Ausstellung ist mein persönlicher Protest gegen das gesellschaftliche Theater. Mein Versuch, einen Raum zu schaffen, in dem Menschen sich ohne Masken begegnen. Wo man sich endlich wirklich sieht. Denn darin liegt der Sinn. Darin liegt das Leben. Und darin bin auch ich. Ohne Filter. Ohne Ausreden. Nackt. Nicht unbedingt körperlich – aber im Geist.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe genug von all dieser Verstellung. Schau dich doch um – Menschen in Geschäften, in der U-Bahn, bei Meetings. Ihre Augen leuchten nicht. Sie funktionieren nur. Jedes „Guten Tag“, jedes „wir müssen das lösen“, jedes „das geht nicht“ ist nur Teil eines Systems, das uns gefangen hält.
Wir – Menschen – haben gelernt, unsere eigenen Bedürfnisse, Sehnsüchte und Gefühle zu unterdrücken. Dass es peinlich ist, anders zu empfinden. Dass es unangebracht ist, laut zu sagen, was uns wirklich erregt, verletzt oder zerstört. Und das ist traurig.
Aber…
Denk mal an all die Momente in deinem Leben, die dich wirklich berührt, überrascht, erfreut haben. All diese Augenblicke, die du nie vergessen hast. Keiner davon wäre passiert, wenn der Mensch, der sie ausgelöst hat – ein Freund, eine Partnerin, ein völlig Fremder – nicht genau in diesem Moment das Programm unterbrochen hätte. Und einfach getan hätte, was er wirklich fühlte. Oder vielleicht gar nicht fühlte, sondern einfach tat.
Ein spontanes Geschenk ohne Grund. Eine unerwartete Umarmung. Ein Blick, den du nicht verlangt hast, der dich aber traf. Oder eine scheinbar banale Szene – jemand stolpert auf lustige Weise, bricht aus dem eintönigen Gleichschritt aller anderen aus, und du lachst. Nicht aus Schadenfreude. Sondern weil sich etwas durchbricht. Für einen kurzen Moment funktioniert das Programm nicht – und du spürst etwas. Du bist da.
Und genau so funktioniert die Ausstellung VOAYER. Sie unterbricht das Programm.
Sie berührt dein wahres Ich – und für einen Moment sind wir alle im selben Raum ganz wir selbst.
Menschen, erfüllt von echten Emotionen, Aufmerksamkeit, Erregung, Liebe und Verständnis.